Aber es wurden doch gerade die letzten Schienen herausgerissen!

In der Tat gibt es kaum noch Spuren der historischen Kieler Straßenbahn. Aber die alten Schienen waren schon seit Jahrzehnten nicht mehr nutzbar. Seit dem Entschluss 1977, die Straßenbahn endgültig einzustellen, wurde kaum noch in die Infrastruktur investiert. Hätte man die Einstellung 1985 noch abgewendet, hätte man gleich im Anschluss einiges an Geld in das Gleisnetz stecken müssen.

Zudem fuhr die alte Straßenbahn auf einer Spurweite von 1100 mm. Eine nahezu einzigartige Spurweite – nur noch in Braunschweig gab es sie damals. Und auch in Braunschweig gibt es Pläne, auf die Standardspurweite von 1435 mm umzuspuren. Der Verlust der alten Schienen ist also in Wahrheit keiner.

Die Einstellung der historischen Straßenbahn wird dabei heute auch von den damaligen Entscheidern bedauert. Und sie war in jeder Hinsicht ein historischer Fehler. Die besondere Tragik: 1985 gilt auch als das Jahr, in dem die Renaissance der Straßenbahn begann. Mit der Straßenbahn in Nantes wurde erstmals wieder eine Straßenbahnlinie in Frankreich eröffnet. Seither wurden in 26 weiteren Städten Straßenbahnsysteme wiederaufgebaut.