Viola Ketelsen

OB-Kandidatin von Volt

Alter: 31
Beruf: Projektmanagerin

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1. Wie stehen Sie zu den von der Kieler Ratsversammlung beschlossenen Stadtbahn-Plänen? Welche Priorität hat die Stadtbahn für Sie? Welche Akzente möchten Sie setzen?

Wenn Kiel 500 Millionen Euro für ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept investieren kann, dann muss daraus ein vernetztes, innovatives ÖPNV-System entstehen. Die Stadtbahn ist dafür eine tragfähige und förderfähige Grundlage, die bereits politisch beschlossen und breit unterstützt wurde. Entscheidend ist, dass sie nicht isoliert gedacht wird, sondern eingebettet in ein Gesamtkonzept, das Bürger*innenbedürfnisse, technologische Entwicklungen und internationale Best-Practice-Beispiele berücksichtigt. Dabei bleiben Kosten, Nutzen und mögliche Alternativen wie ein Bus Rapid Transit-System sachlich zu prüfen, falls sich Anpassungen ergeben. So schaffen wir ein leistungsfähiges, klimafreundliches und zukunftsweisendes Verkehrssystem für Kiel.

2. Kiel 2034, die erste Tram-Linie fährt: Wie geht es nach der ersten Inbetriebnahmestufe der Stadtbahn weiter?

Nach der ersten Inbetriebnahme darf es nicht bei einem Teilabschnitt bleiben. Entscheidend ist ein ganzheitliches ÖPNV-System, in das die Stadtbahn als Rückgrat eingebettet wird und das Busse, Sharing-Angebote und neue Mobilitätsformen intelligent verknüpft. Schon jetzt braucht es eine strategische Gesamtplanung für die Mobilitätswende 2030 und darüber hinaus. Als Oberbürgermeisterin lege ich besonderen Wert auf transparente Kommunikation und kontinuierliche Bürger*innenbeteiligung, damit alle den Weg zur klimafreundlichen Stadt mitgestalten können. Während längerer Bauphasen ist mir außerdem wichtig, dass alle Kielerinnen und Kieler regelmäßig informiert sind und die Baustellen mit kreativen und innovativen Ideen lebendig gestaltet werden – so bleiben sie transparent und erlebbar.

3. Wie sieht für Sie die Mobilität der Zukunft in Kiel neben der Stadtbahn aus, insbesondere hinsichtlich der Anbindung des Umlands?

Mobilität der Zukunft bedeutet für Kiel ein vernetztes Gesamtsystem, das Stadt und Umland zuverlässig verbindet. Ob Stadtbahn, Bus mit dichter Taktung oder flexible On-Demand-Dienste, entscheidend ist, dass Mobilität jederzeit verfügbar, schnell, komfortabel und klimafreundlich ist. Ziel ist, dass alle Menschen ohne eigenes Auto zuverlässig ans Ziel kommen. Dafür braucht es klare Qualitätsstandards, gute Taktungen und eine intelligente Verknüpfung der Angebote.

4. Der Güterverkehr auf dem Kieler Stadtgebiet, insbesondere in Richtung der Fährhäfen, wandert zunehmend von der Schiene auf die Straße. Dabei sollte die Entwicklung eigentlich andersherum sein, um Kiels Straßennetz zu entlasten. Wie wollen Sie gegensteuern?

Kiels Straßen werden erst dann spürbar entlastet, wenn mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene wechselt. Als Oberbürgermeisterin will ich dafür die nötige Infrastruktur schaffen: neue Umschlagpunkte, zusätzliche Gleisanschlüsse und digitale Systeme zur besseren Auslastung. Gemeinsam mit Land und Bund werde ich Fördermittel nutzen und Unternehmen attraktive Bedingungen bieten, damit klimafreundliche Logistik zur wirtschaftlich besten Lösung wird.

5. Guten ÖPNV wollen alle, aber der Straßenraum ist beschränkt. Sind Sie bereit, Verkehrsraum zugunsten des ÖPNV sowie geschützter Rad- und Fußwege neu aufzuteilen?

Straßenraum ist begrenzt, deshalb müssen wir ihn neu priorisieren. Mir geht es nicht um Verbote, sondern um attraktive Alternativen: ein dichter und verlässlicher ÖPNV, sichere Rad- und Fußwege und Tempo 30 als neuer Standard für mehr Sicherheit. Wenn die Angebote stimmen, entscheiden sich viele Menschen freiwillig für klimafreundliche Mobilität. So wird der Verkehr in
Kiel zukunftsfähig.

6. Der Kieler Stadtverkehr leidet unter starkem Personalmangel, der sich in den kommenden Jahren noch verschärfen wird. Mit welchen Maßnahmen möchten Sie gegensteuern?

Kiel verfügt mit dem Welcome Center bereits über eine starke Struktur, um internationale Fachkräfte zu gewinnen und zu integrieren. Als Oberbürgermeisterin will ich diese Institution gezielt stärken und gemeinsam mit Partnern wie Arbeitsagentur und Landesministerien nutzen, um neue Bewerber*innen für den ÖPNV zu gewinnen. Dieses Modell kann zugleich auch für andere Bereiche wie Pflege oder soziale Dienste wirken, wo der Fachkräftebedarf ebenfalls hoch ist.