Städte sind in erster Linie Lebensräume – sie sollten den Menschen und seine Bedürfnisse in ihren Mittelpunkt stellen. Diese Erkenntnis ist nicht selbstverständlich und unsere Städte sind in vielen Aspekten auch nicht mit diesem Leitgedanken entstanden. Aus ihren mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Kernen heraus wuchsen viele Städte im 19. und 20. Jahrhundert entlang der Bedarfe bestimmter Industriezweige – Kohle und Stahl im Ruhrgebiet, Schiffbau in Kiel.
Prägend für die Stadtentwicklung um die vorletzte Jahrhundertwende war das leistungsfähigste Verkehrsmittel seiner Zeit – die Straßenbahn. In den ersten Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg wurden dann viele Innenstädte an die Platzansprüche des Verkehrsträgers Auto angepasst – oft ohne Rücksicht auf Verluste für Stadtbild und Stadtbewohner:innen. Kiel stellt hier keine Ausnahme dar. Selbst auf der zentralen Einkaufsmeile Holtenauer Straße stehen den Autos oft bis zu sechs Spuren zur Verfügung, vier für fahrende und zwei für parkende PKW. Hochfrequentierte Autostraßen zerschneiden die Stadt, Asphaltwüsten trennen Wohnviertel und ihre Menschen voneinander.
Dieser innerstädtische Autodominanz führte dazu, dass andere Verkehrsträger jahrzehntelang keine Chance hatten, sich zu attraktiven Alternativen zu entwickeln. Mittlerweile ist jedoch auch in Kiel ein Umdenken erfolgt – mit viel Schwung arbeitet unsere Landeshauptstadt an ihrer Fuß-, Rad- und Nahverkehrsinfrastruktur. Denn es gilt: Nur das Angebot schafft die Nachfrage. Erst die Einführung eines attraktiven Tram-Systems, das als schnellste Fortbewegungsoption durch die Stadt gleitet, bewegt auch Autofahrer:innen zum Umsteigen. Zügig und zuverlässig dank grüner Welle und eigener Trasse. Nie wieder überfüllte und stickige Busse auf dem Weg zur Uni, zur Arbeit, zum Einkaufen oder nach Hause – stattdessen entspanntes Einsteigen, Hinsetzen und Entspannen. Dank vieler breiter Türen wird das Ein- und Aussteigen stressfrei. Und auch für das Fahrrad ist – neben Kinderwagen, Rollator und Rollstuhl – dann in der Regel Platz.
Und auch rechts und links der Trassen verändert sich die Stadt und öffnet sich ihren Bürger:innen. Es entstehen großzügige und sichere Fuß- und Radwege genauso wie attraktive, luftige Grünflächen und Naherholungsbereiche. So verschönert die Tram ganz nebenbei unsere Stadt und belebt ihre Straßen und Plätze.
Tram für die Stadt – unsere Forderungen für Kiel:
- Tram als Zugpferd einer allgemeinen Mobilitätswende und Weichenstellerin für eine attraktive Stadt: breite Gehwege, sichere Radwege, grüne Aufenthaltsbereiche
- Tram-Netz, das perspektivisch alle Stadtteile anschließt
- Tram als schnellstes Verkehrsmittel: eigene Trasse, grüne Welle