Gründe für die Tram

Die Tram befindet sich auf einem weltweiten Siegeszug. Doch warum brauchen wir sie in Kiel?

Das Hauptproblem: Kiel ist eine wachsende Stadt mit sehr geringem ÖPNV-Anteil am Gesamtverkehr (nur 11%) und einem überlasteten Stadtbussystem, das insbesondere zu den Stoßzeiten auf den Hauptachsen nicht mehr enger getaktet werden kann.

Das schlagende Argument der Tram ist also ihre Kapazität. Busse sind maximal 18,75 Meter lang, mit Ausnahmegenehmigung und eigener Beton-Spur (BRT) sind bis zu 25 Meter möglich. Dagegen wird derzeit in Kiel mit 45-54 Meter langen Tram-Bahnen geplant.

Größere Fahrzeuge erlauben es, die Fahrgäste mit weniger Personal zu befördern. Da 2/3 der Betriebskosten im ÖPNV Personalkosten sind, kann so eine Menge Geld gespart werden. Die Gutachten kamen zu dem Ergebnis, dass ein vergleichbares Angebot mit längeren Bussen auf eigener Trasse fast 7 Mio. Euro, mit den derzeitigen Stadtbussen sogar 10 Mio. Euro mehr im Jahr kosten würde. Der deutlich günstigere Betrieb sowie der geringere Personalbedarf in Zeiten des Fachkräftemangels sind gleich zwei starke Argumente für die Tram. Wegen dieser betriebswirtschaftlichen Vorzüge fördert der Bund die Investition. Die Tram ist also die wirtschaftlichste Art, Kiels Nahverkehr auszubauen.

Es ist schon mehrfach untersucht worden, ob man den Kieler Nahverkehr nicht dadurch verbessern könnte, einfach immer mehr der heutigen Stadtbusse fahren zu lassen – das wirkt naheliegend, ist in der Praxis aber nicht umsetzbar. Die Haltestellen in der Innenstadt sind schon heute überlastet, zahlreiche Kreuzungen sind am Ende ihrer Leistungsfähigkeit und viele Busse können nicht mehr an Ampeln vorgelassen werden. Immer mehr Busse lösen zudem Rückstaus aus, in denen dann Autofahrende und Fahrgäste gleichermaßen feststecken – am Ende gewinnt keine Verkehrsteilnehmer:in. Die Tram schafft Platz auf Kiels Straßen, sodass am Ende alle komfortabler von A nach B kommen.

Kiel muss bis 2045 klimaneutral werden. Die Stadt hat sich dazu 2017 einen Fahrplan gegeben. In Workshops wurde mit Wirtschaft und Bürger:innen ausgehandelt, wie man möglichst gerecht und günstig zu diesem Ziel kommt. 100 % Elektroautos werden im Fahrplan bereits eingepreist, sind aber allein nicht die Lösung, denn Energie wird ein knappes Gut bleiben und auch ein emissionsfreier Stau ist ein Stau. Für den ÖPNV besagt der Fahrplan deswegen, dass dessen Anteil am Kieler Verkehr bis 2035 auf 17 % steigen muss, bis 2045 auf 21 % – heute sind es 11 %. Außerdem müssen wir den Klimawandel nicht nur einbremsen, sondern Kiel an das Klima der Zukunft anpassen. Auch hierbei kann uns die Tram helfen, etwa indem sie mit ihren Rasengleisen Flächen entsiegelt. 

Die Tram ist dank ihrer Kapazität und Attraktivität das richtige Verkehrsmittel, um diese ambitionierten Ziele in Kiel zu erreichen.