Wir, die rund 90 Mitglieder von Tram für Kiel e.V., setzen uns bereits seit 14 Jahren für einen neuen ÖPNV in Kiel ein. Nun haben sich in der letzten Woche 3 Tram-Gegner zu Wort gemeldet, auf deren Darstellungen wir gerne eingehen möchten.
Jan Niemeyer, Vorsitzender von Tram für Kiel e.V., erläutert: „Die Drei versuchen, das Tram-Projekt auf den Klimaschutzaspekt zu verkürzen. Dabei geht es um viel mehr: Kiel soll für seine Menschen eine lebenswertere Stadt werden. Klimaschutz ist dabei ein Aspekt – und natürlich ein wichtiger. Selbstverständlich soll auch Kiel seinen Teil dazu beitragen, Emissionen durch Autoverkehr zu reduzieren – der alleinige Grund für die Tram ist dies aber nicht.“
Neben dem Klimaschutz spielen auch zahlreiche weitere Aspekte eine Rolle. Die Kielerinnen und Kieler sollen einen ÖPNV bekommen, der sich komfortabel und schnell durch die Stadt bewegt und deshalb eine echte Alternative zum Auto darstellt. Einen ÖPNV, der endlich genügend Platz für Kinderwagen, Rollatoren, Rollstühle und auch Fahrräder bietet. Einen ÖPNV, der komplett barrierefrei ist. Einen ÖPNV, dessen Bau mehr Stadtgrün, z.B. durch Rasengleise und grüne Aufenthaltsbereiche rechts und links der Trassen, und mehr Platz für Fuß-, Rad- und Lieferverkehr im Straßenraum schafft.
Niemeyer unterstreicht: „Die Tram ist die Chance, Kiel zu einer lebenswerteren Stadt für alle zu machen. Eine Verkürzung des Tram-Projekts auf den Klimaschutzaspekt ist deshalb falsch.“
Ein weiterer Punkt: Wenn die drei Gegner der Tram die E-Mobilität im Autoverkehr als Alternative zur Tram darstellen, übersehen sie komplett, dass die Autos im innerstädtischen Bereich neben dem Emissionsproblem auch ein Platzproblem verursachen.
Matthias Edeler, stellvertretender TfK-Vorsitzender, betont: „In allen dicht bebauten Innenstadtvierteln Kiels dieselbe Lage: Parksuchverkehr blockiert die Straßen, Kinderwagen, Rollatoren und Rollstühle kommen kaum voran und man kann nur hoffen, dass die Feuerwehr hier nie zum Einsatz muss, denn die Kreuzungsbereiche sind nachts zugeparkt. Vom fehlenden Stadtgrün und von fehlenden Flächen für Lieferverkehr und Pflegedienste ganz zu schweigen.“
Weiter behaupten die drei Tram-Gegner, dass der ÖPNV in Kiel nicht so überlastet sei, dass dies den Bau einer Tram rechtfertige. Das Ziel der Stadt Kiel, den Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehr bereits bis 2035 um 70% zu erhöhen, wird von ihnen als theoretische Spielerei abgetan.
Niemeyer widerspricht entschieden: „Die Drei übersehen vollkommen, dass Verkehrsinfrastruktur immer für Stoßzeiten ausgelegt sein muss – auch auf der A7 ist nachts nichts los. Und zu den Stoßzeiten sind die Kieler Busse auf den Hauptachsen eben voll. Die Drei sollten die von ihnen zitierten Gutachten auch aufmerksamer lesen, steht dort doch ausdrücklich, dass die Überfüllung gerade nicht auf die Pendelzeiten beschränkt ist. Wir empfehlen den Dreien Busfahrten nach Mettenhof, zur Universität oder zur Fachhochschule.“
Die Grundlagenstudie zeigt das Problem gut anhand der mittleren Auslastung von 53 Fahrten der Linie 11, Fachhochschule bis zum Kanal, Abfahrt morgens um 7:00 Uhr. Bereits vor der Schwentinebrücke gibt es keinen Sitzplatz mehr. In Ellerbek stehen mehr als 20 Menschen, ab Gaarden mehr als 40. Einen Sitzplatz gibt es erst wieder ab der Hardenbergstraße. Genau für diese Hauptachsen plant Kiel die Tram. Andernorts werden weiterhin Busse fahren.
Wie kommen nun die Drei darauf, dass der Kieler ÖPNV nicht überlastet sei? Ganz einfach: Sie betonen, es seien ja „nur“ 7 von 29 Linien betroffen und das auch „nur“ an 5 Stunden des Tages!
Jan Niemeyer macht die Gegenrechnung auf: „Der Theodor-Heuss-Ring macht weniger als 0,4 % des Kieler Straßennetzes aus und Stau gibt es dort auch nur an höchstens 4 Stunden des Tages – hat Kiel also etwa gar kein Stauproblem? – zu diesem Schluss müsste man kommen, wenn man der Logik der drei Tram-Gegner folgt.“
Letzter Punkt: Finanzierung. Kiel hat die Chance, eine Menge Bundesfördergeld an die Förde zu holen (75% der förderfähigen Investitionskosten), das sonst anderswo in Tram- oder U-Bahn-Projekte gesteckt wird. Die drei Tram-Gegner versuchen, diesen Fördertopf als Steuerverschwendung darzustellen.
Niemeyer erwidert: „Diese Aussage zeugt von mangelndem Verständnis für die Finanzierungsmodelle öffentlicher Projekte in Deutschland. Der Bundesfördertopf ist da und gut gefüllt – lasst uns dafür sorgen, dass dieses Bundesgeld in unsere Stadt investiert wird. Das Geld verpufft auch nicht, mit ihm werden bleibende Werte geschaffen. Ob es sinnvoll investiert ist, prüft dann im Übrigen auch der Bund. Kiel muss mit einer umfassenden Untersuchung beweisen, dass seine Pläne volkswirtschaftlich sinnvoll sind, wenn es das Geld haben will.“